Koordination trainieren
- verschiedene Fähigkeiten, die zielgerichtete Bewegungen ermöglichen, werden unter dem Begriff Koordination zusammengefasst
- wird die Koordination nicht fortwährend trainiert, verkümmern die einzelnen Fähigkeiten
- Propriorezeptoren sind das Bindeglied zwischen der Hardware (Muskeln) und der Software (Gehirn)
Als Koordination wird das Zusammenspiel zwischen dem Nervensystem und der Muskulatur bezeichnet. Während sich Ausdauer, Kraft, Schnellikgeit und Beweglichkeit primär auf die Hardware des Körpers beziehen, beschreiben die koordinativen Fähigkeiten eher die Software. Zu den koordinativen Fähigkeiten gehören die Orientierungsfähigkeit, die Kopplungsfähigkeit, die Gleichgewichtsfähigkeit, die Rhythmisierungsfähigkeit, die Differenzierungsfähigkeit, die Antizipationsfähigkeit, die Reaktionsfähigkeit und die Umtstellungsfähigkeit. All diese sportmotorischen Fähigkeiten sind bereits angelegt, aber ohne ein spezifisches Training meist nur spärlich ausgeprägt. Ob Trainingsbedarf besteht, merkt man daran, wenn man bereits bei Bewegungen, die nur minimal von denen abweichen, die wir aus dem Alltag kennen, überfordert ist. Da das Gehirn aber schnell lernt, stellen sich mit gezielten Übungen sehr bald spürbare Verbesserungen ein.
Eine saubere Software steuert die Hardware effizient
An jeder Bewegung sind verschiedene Muskeln und Muskelgruppen beteiligt. Um diese aufeinander abzustimmen und ein zielgerichtetes Handeln einzuleiten, gesellt sich noch der sensorische Apparat hinzu. Geht man auf einen Tisch zu und greift nach einem Glas, arbeiten Bein-, Arm- und Rückenmuskeln mit den Augen und den Propriorezeptoren zusammen. Das klappt im Alltag recht gut, da dieser Ablauf von Kindesbeinen an trainiert wurde.
Anders sieht es aus, wenn etwas Unerwartetes passiert und das Glas herabstürzt. Wenn jetzt nicht im Bruchteil einer Sekunde fast alle koordinativen Fähigkeiten perfekt zusammenspielen und den Muskeln die richtigen Anweisungen geben, zerbricht das Glas. Wackelt das Glas vielleicht schon, schaltet sich die Antizipationsfähigkeit ein und warnt vor einem bevorstehenden Abweichen von der erwarteten Situation.
Tut es das nicht, kommt es ganz allein auf die Reaktionsfähigkeit an, möglichst schnell mit einer angepassten Bewegung auf die neue Situation zu antworten.
Dazu schaltet sich die Differenzierungsfähigkeit mit ein, denn nun muss man sich plötzlich etwas mehr bücken und sehr viel schneller nach dem nun fallenden Gegenstand greifen, als es ursprünglich geplant war. Das Zugreifen selbst muss allerdings genauso sanft geschehen.
Während das Glas gefangen wird, melden die Propriorezeptoren, dass der Körper durchs schnelle Bücken aus dem Gleichgewicht gekommen ist, und steuern mit dem entsprechenden Muskeleinsatz dem nun drohenden Sturz entgegen.
Wurde bei der Gewichtsverlagerung der Körperschwerpunkt bereits zu weit überschritten und kann der Sturz nicht mehr mit einer Pendelbewegung abgefangen werden, hilft die Orientierungsfähigkeit, mit der freien Hand zielgenau nach der Tischkante zu greifen, auch ohne vorher hinsehen zu müssen.
Die Kopplungsfähigkeit versetzt uns nun in die Lage, mit der einen Hand nach der Tischplatte zu greifen, während die andere das fallende Glas auffängt, bevor es auf den Bodenfliesen zerspringt.
Merkt man während der waghalsigen Situation jedoch, dass das Glas trotz des Einsatzes nicht zu erreichen ist, man aber Gefahr läuft, vor lauter Übermut mit den Schneidezähnen auf der Tischkante zu landen, hilft die Umstellfähigkeit, die Aktion abzubrechen und stattdessen gekonnt seitlich wegzurollen.
Und wenn am Ende dieser großartigen Tat der Held des Haushalts zum Beifall der Umstehenden tanzt, hilft ihm seine Rhythmisierungsfähigkeit, den Takt zu treffen.
Wie man die Koordination trainiert
Wenn man die Koordination schulen will, muss man dem Körper Bewegungen abverlangen, die er vom Alltag her nicht kennt und die er entsprechend noch nicht automatisiert hat. Mit gezielten Übungen wird das Gehirn geschult und das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln verbessert. Sowohl das Zusammenwirken einzelner Muskelgruppen (intermuskuläre Koordination) als auch die Effizienz, mit der ein einzelner Muskel arbeitet (intramuskuläre Koordination) werden mit Koordinationsübungen geschult.
Das Ziel des Trainings ist ein möglichst großes Repertoire an Musterbewegungen, die, falls es eine Situation erfordert, direkt oder leicht abgewandelt abgerufen werden können. Je besser die Arbeit der Muskeln miteinander koordiniert wird, je mehr sie also miteinander statt gegeneinander arbeiten, umso einfacher fällt jede Bewegungen und umso weniger verletzungsanfällig ist ihre Ausführung. Man setzt nur die für eine Aktion nötigen Muskeln ein und spart Energie für andere Aufgaben. So werden die Bewegungen schneller und effizienter.