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Koordination - die Reaktionsschnelligkeit trainieren

Tischtennisspieler beim WettbewerbZoom-Icon
Die Reaktionsschnelligkeit hängt davon ab, wie schnell auf akustische, taktile oder visuelle Reize hin gehandelt werden kann. Beim Tischtennis ist vor allem der Sehsinn gefordert.

Die Reaktionsschnelligkeit beschreibt ein schnelles und zielgerichtetes Handeln, das von akustischen-, taktilen- oder visuellen Signalen, wie zum Beispiel überraschenden Bewegungen etwa beim Fangen von herunterfallenden Gegenständen, ausgelöst wird. Je schneller ein Reiz über den Hör-, Seh- oder Tastsinn wahrgenommen und verarbeitet werden kann, umso höher ist die Reaktionsschnelligkeit. Im Gegensatz zum Reflex, der unbewusst abläuft, erfordert eine Reaktion einen kognitiven Prozess, der die einzuleitende Handlung verzögert. Die Geschwindigkeit, mit der ein Reiz von den Sinnen wahrgenommen wird, lässt sich nicht trainieren. Wie schnell dieser im Gehirn als Auslöser für eine Handlung erkannt wird, die entsprechende Bewegung daraus abgeleitet und die dafür notwendigen Informationen über das Nervensystem an den Muskel weitergeleitet werden, kann jedoch durch Training verbessert werden. Eine schnelle Reaktion bringt allerdings nur dann etwas, wenn damit auch adäquat auf den eingegangenen Reiz geantwortet werden kann. Dazu müssen andere koordinativen Fähigkeiten, wie etwa der Gleichgewichtssinn oder die Differenzierungsfähigkeit ebenfalls gut ausgebildet sein.
Je direkter der Kanal zwischen den Sinnen und dem Gehirn geschaltet ist, umso schneller kann reagiert werden. Das Fühlen hat die schnellste Verbindung, danach folgt das Hören. Der für den Menschen wichtigste Sinn, der Sehsinn, braucht am längsten zur Informationsübermittlung.

Automatisierte Bewegungen für mehr Reaktionsschnelligkeit

Die kognitiven Prozesse, die bei der Informationsverarbeitung im Gehirn ablaufen, sind der entscheidende Faktor für die Reaktionsschnelligkeit. Ihre Optimierung erzielt die größten Trainingseffekte für ein schnelles und situativ angepasstes Ausführen einer Handlung. Indem durch Training Erfahrungswissen aufgebaut wird, werden Prozesse so weit automatisiert, dass sie idealerweise einmal als Reflex und nicht mehr als Reaktion ablaufen. Wer es gewohnt ist, Bälle oder andere Gegenstände zu fangen, tut dies irgendwann, ohne darüber nachdenken zu müssen. Man nimmt vielleicht nur noch aus dem Augenwinkel heraus wahr, dass etwas auf einen zugeflogen kommt und der Arm streckt sich automatisch in die erwartete Richtung. In diesem Fall gehen die koordinativen Fähigkeiten der Reaktionsschnelligkeit mit der Differenzierungsfähigkeit Hand in Hand.

Einfache und komplexe Reaktionen

Je nach der Komplexität der kognitiven Prozesse, die bei der Reizverarbeitung ablaufen, erhöht oder verringert sich die Reaktionsschnelligkeit. In vielen Disziplinen folgen festgelegte Bewegungsmuster auf ein vorgegebenes Signal hin. Ein Startschuss ertönt und der Sportler rennt oder schwimmt los. Beim Autorennen zeigt die Ampel grün und es wird Gas gegeben. Auf diese einfachen Reaktionen kann man noch am schnellsten reagieren.
Schwieriger wird es schon, wenn man auf ein Signal hin nach vorn laufen soll und auf ein anderes nach hinten. Hier verzögern die Wahlmöglichkeiten sowohl bei der Reizübermittlung als auch bei der Wahl der passenden Handlung die Reaktionsschnelligkeit.
Je mehr Faktoren bei der Reizverarbeitung eine Rolle spielen, umso langsamer läuft die Reaktion ab. Viele mögliche Signale, die mit noch mehr möglichen motorischen Handlungsabläufen beantwortet werden können, stellen hohe Anforderungen an das Gehirn und seine kognitiven Kapazitäten, was wiederum die Reaktionsschnelligkeit maßgeblich beeinflusst.

Übungen zum Training der Reaktionsschnelligkeit

Die Reaktionsschnelligkeit trainiert man, indem laufende Bewegungen auf ein optisches, akustisches oder taktiles Signal hin geändert werden sollen. Zum Bespiel werden auf Zuruf hin die Bewegungsrichtung, Bewegungsart oder Bewegungsgeschwindigkeit geändert. Auf die Zahl eins läuft man nach links, auf zwei nach rechts, auf drei rückwärts, auf vier legt man sich auf den Rücken, auf fünf auf den Bauch, auf sechs sprintet man, auf sieben gehts im Entenmarsch vorwärts usw. Dasselbe Spiel kann partnerweise auch mit optischen Reizen ablaufen. Einer der Partner beginnt zu sprinten, der andere muss ihn einfangen. Beim Spiegelspiel gibt ein Partner Bewegungen vor, die der andere möglichst schnell imitieren muss.
Die Reaktionsschnelligkeit kann aber auch trainiert werden, indem der Reizkanal gestört wird, wenn zum Beispiel ein akustisches Signal aus einer Vielzahl anderer Geräusche gefiltert werden muss oder die Sicht durch ein Hindernis blockiert ist und sich somit die Reaktionszeit verkürzt.
Man kann Signale auch kombinieren, indem beispielsweise ein Partner mit dem Rücken zum anderen steht. Dieser wirft oder rollt auf Zuruf einen Ball, woraufhin sich der andere drehen, die erwartete Handlung (schießen oder fangen) erkennen und entsprechend agieren muss.
Die Reaktion muss jedoch nicht zwangsläufig auf das Signal eines Partners oder Trainers erfolgen, sondern kann auch per individuellem Training geschult werden. Schon das Laufen in schwerem Gelände über Stock und Stein, bei dem der Körper das Schwergewicht fortwährend korrigieren muss, trainiert die Reaktionsschnelligkeit.
Ein Reflexball (Gummiball mit Knubbel auf der Oberfläche) gegen eine Wand geworfen, springt in verschiedene Richtungen weg und muss gefangen werden.
Optimalerweise beziehen Übungen zur Steigerung der Reaktionsschnelligkeit sportartbezogene Bewegungen ein.

Reaktion und Reflex

Ein Reflex ist die unmittelbare Reaktion auf einen Reiz. Er läuft unter Ausschluss des Gehirns ab und ist somit ungleich schneller als es eine Reaktion sein kann. Ein, in der Regel taktiler, Reiz wird durch einen Rezeptor aufgenommen und von diesem ans Rückenmark weitergegeben, das daraufhin eine einfache, automatisierte Bewegung auslöst. Die Hand auf der heißen Herdplatte wird einfach nur zurückgezogen. Stolpert man, wird einfach nur der Unterschenkel gestreckt, um das Gleichgewicht aufzufangen. Diese Bewegungen laufen unwillkürlich ab und können nicht weiter gesteuert oder differenziert werden. Reaktionen hingegen werden im Gehirn verarbeitet und können verschiedene Bewegungsmuster auslösen.
Wird ein Reiz-Reaktion-System häufig genug wiederholt, brennt sich das Schema allmählich in den Muskel ein und kann irgendwann als Reflex abgerufen werden.
Je weniger ausgeprägt die Reaktionsschnelligkeit ist, umso besser muss die Antizipationsfähigkeit ausgebildet sein, denn wer vorher ahnt, was kommen wird, hat einfach mehr Zeit bei der Planung einer adäquaten Handlung.

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